-

Immendorff.
Das Grafische Werk 1968 - 2005.

Jörg Immendorff ist einer der bekanntesten deutschen Maler – und er traut seinen Bildern viel zu: nämlich, dass sie eine Menge Menschen anziehen, dass diese von einer Ausstellung Eindrücke mitnehmen und sich mit seinen Bildern beschäftigen. Nachdem er im letzten Jahr in die Schlagzeilen des Boulevards geriet, hofft er nun endlich wieder den Fokus auf sein Werk zu wenden: auf Themen in der Gesellschaft, die ihm wichtig erscheinen, die er weiterhin mit Vehemenz einbringen will und die am Ende spannender sind als alle Stories über Kokainmissbrauch, Rendezvous mit Prostituierten und seine Lähmungserkrankung ALS.
In den sechziger Jahren ist der Beuys-Schüler Jörg Immendorff interdisziplinär aktiv. Doch neben seinen politisch-agitatorischen Auftritten werden Malerei und Grafik bald zu seinem eigentlichen Metier – trotz oder gerade wegen der Äußerung von Joseph Beuys: „Der Fehler fängt schon an, wenn einer sich anschickt, Keilrahmen und Leinwand zu kaufen.“
Mit dem ostdeutschen Maler A. R. Penck gründet er 1977 ein „Aktionsbündnis“, in dessen Mittelpunkt die unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht nur der beiden Künstler, sondern auch der beiden deutschen Staaten stehen. Die Künstler verbindet „die Freude am Malen und der Wunsch, die Mauer zu überwinden-verbinden.“
Mit fiktiven Handlungsorten, wie zum Beispiel dem „Café Deutschland“ oder dem „Café de Flore“, entwirft Immendorff Szenarien der Begegnung unterschiedlicher Mentalitäten: west- und ostdeutsche Staatsbürger, Künstler und Literaten – Menschen, die sowohl für seine politische Orientierung als auch seinen künstlerischen Standpunkt und seine Identität eine Rolle spielen, treffen in seinen Bildern zusammen.
Mit rund 130 Werken aus vier Jahrzehnten zeigt die Ausstellung der Versicherungskammer Bayern erstmals einen Überblick über das grafische Werk Immendorffs, das der Künstler von Anfang an parallel zu seinen monumentalen Bildern entwickelt hat. Das Spektrum umfasst aktuelle politische, gesellschaftliche und kulturelle Themen. Den Stoff hierzu gewinnt Jörg Immendorff aus literarischen wie künstlerischen Vorlagen von der Antike bis Heute. Seine Bilder sind agitatorisch, eindringlich, comic-artig, plakativ und zugleich rätselhaft, optimistisch – mitunter auch schwermütig-expressiv. Variationsreich schafft Immendorff Zyklen von Gegenwelten, die mit einem Feierabenderlebnis wahrlich nichts gemein haben.