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Mythos Marilyn

„Sie wusste, dass sie das hervorbringen konnte, was die Kamera fütterte, das war ihre besondere Fähigkeit. Sie hatte etwas enorm Spielerisches, einen köstlichen Humor, der respektlos und fein zugleich war... Für sie wurden mehr Druckerschwärze, Papier, Film und Entwickler verbraucht als für irgendeinen anderen Menschen ihrer Generation, und es gibt auch niemanden, über den so viele Bücher geschrieben wurden. Über sie gab und gibt es Storys, Fernsehsendungen, Dokumentationen, eine Oper, ein Ballett, zahllose Zeitschriften- und Zeitungsartikel und Filme. Marilyns einziger Rivale in Sachen Popularität dürfte wohl Elvis sein. Selbst wenn einiges an dieser Publicity ‚gemacht’ war, ergibt sich doch eine beeindruckende Liste von Dingen, die sie zu ihren Lebzeiten erreicht hat, und einen Maßstab dafür, wie sehr sie noch nach ihrem Tod die Fantasie der Menschen beschäftigt.“ (Die Fotografin Eve Arnold, in: Marilyn Monroe, Eine Hommage von Eve Arnold, Schirmer/Mosel 2005)

Mit drei legendären Interpretationen verspricht die Ausstellung „Mythos Marilyn“ einen facettenreichen Blick auf eine der schönsten und begehrtesten Frauen der Filmgeschichte: auf Marilyn Monroe (1926 - 1962). Präsentiert wird eine Auswahl der berühmten Aufnahmen von neun Fotografen der New Yorker Agentur Magnum Photos, die 1960 Marilyn Monroe, Clark Gable und Montgomery Clift am Filmset und in den Drehpausen von „The Misfits“ ("Nicht gesellschaftsfähig") begleiteten, darunter Henri Cartier-Bresson, Eve Arnold, Inge Morath und Elliot Erwitt. Das Drehbuch zu diesem Neuzeit-Western hatte der Dramatiker Arthur Miller, der damalige Ehemann Marilyns, geschrieben. Für Marilyn sollte dieser Film ihren lang ersehnten Wunsch erfüllen, als Charakterdarstellerin ernst genommen zu werden. Die Dreharbeiten erwiesen sich jedoch als Desaster: Marilyn Monroe musste sie aufgrund psychischer Erschöpfung wiederholt unterbrechen, die Arbeit am Film dauerte weitaus länger als geplant. Tragische Umstände führten dazu, dass der Film, der bei den Kritikern durchgefallen war, zum Mythos wurde: Für Clark Gable und Marilyn Monroe wurde „The Misfits“ ihr letzter Leinwandauftritt.
Ein weiteres Kapitel der Ausstellung zeigt die als „The last sitting“ berühmt gewordenen letzten Aufnahmen, die der amerikanische Mode- und Werbefotograf Bert Stern 1962, sechs Wochen vor Marilyns mysteriösem Tod, von der Diva gemacht hat: Neben professionellen Mode-Posen im Auftrag der Zeitschrift „Vogue“ entstanden auch ganz sinnliche und beeindruckend persönliche Aufnahmen – Marilyn bringt darin immer wieder überraschende Facetten ihrer selbst zum Ausdruck.
Auf die beiden schwarz-weißen Fotozyklen antwortet die spektakuläre Serie „Ten Marilyns“ von Andy Warhol, in der er ihr sinnlich-erotisches Äußeres mit zehn großformatigen Siebdrucken koloristisch variiert. Warhol, der sich seit seiner Kindheit für Filmstars interessierte, fand in Marilyn sein berühmtestes Motiv – mit ihrem endlos wiederholten aber immer variierten Konterfei gelang ihm der faszinierendste Ausdruck seines eigenen Stils. Und er trug mit seiner Interpretation nachhaltig zum Mythos Marilyns bei.